Im Rahmen einer öffentlichen Mandatsträgerkonferenz im Grafinger Kastenwirt präsentierte Sepp Mittermeier, Vaterstettener Gemeinderat und verkehrspolitsicher Sprecher der Kreis-SPD, das Mobilitätsgutachten für den Landkreis Ebersberg. Dieses wurde auf Basis der Vorgaben des seit 2010 aktiven Mobilitätsforums von der Bietergemeinschaft TransVer und MVV Consulting erstellt.
In seiner Begrüßung wies der Poinger Bürgermeister und Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion Albert Hingerl auf die Wichtigkeit des Themas hin. Eine gute ÖPNV-Vernetzung der Landkreisgemeinden ist noch nicht vorhanden. So habe er zu dieser Veranstaltung leider mit dem Auto von Poing nach Grafing fahren müssen.
Zu Beginn seiner Ausführungen bat Mittermeier um Verständnis, dass es ihm schwer gefallen sei aus der Fülle der fast 180-Seiten starken Expertise, Themen auszuwählen, die im zeitlichen Rahmen der Veranstaltung auch präsentiert werden können. Die Palette reicht vom motorisierten Individualverkehr über den öffentlichen Verkehr, die Intermodalität, den nicht motorisierten Individualverkehr bis zur Siedlungsentwicklung. „Um einen möglichst direkten Bezug herzustellen, möchte ich insbesondere auf konkrete Planfälle im Bereich des Straßenverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs eingehen.“
Die Gutachter kamen zu dem Schluss, dass eine Kirchseeoner Umfahrung und die Ebersberger Ostumgehung durchaus sinnvoll sind, da sie eine erhebliche Entlastung im Ort bringen. Eine weiträumige Ebersberger Westumfahrung, oder gar eine Verlängerung der Flughafentangente Ost (FTO) wird von den Experten nicht empfohlen, da bei diesen Maßnahmen die innerörtliche Entlastung zu niedrig ist, Verkehrsbelastungen verschoben werden und bei der FTO-Verlängerung zusätzlich eine ungewollte Verkehrsreduzierung auf den Autobahnen A94 und A99 entstehen würde.
Im ÖPNV-Bereich wurde eine Taktverdichtung auf der Buslinie 463 (Markt Schwaben – Gelting – Poing) und eine Busverbindung Glonn – Moosach – Grafing positiv bewertet. Andere als notwendig erachtete Buslinien, wie beispielsweise eine Expressverbindung zwischen Markt Schwaben und Ebersberg wurden auf Grund der hohen Kosten im Vergleich zum möglichen Fahrgastpotenzial eher negativ bewertet.
Mittermeier zog schließlich folgendes Resümee: „Das Mobilitätsgutachten beinhaltet eine Fülle von Informationen, Impulsen und Lösungsansätzen, bringt uns aber insgesamt dem Ziel ‚Mehr Mobilität mit weniger Verkehr’ noch nicht entscheidend näher.“
Auch in der anschließenden ausführlichen Diskussion wurde Kritik laut. Horst Schade, stellvertretender SPD-Ortsvorsitzender aus Markt Schwaben, äußerte sich dazu: „Wo wird im Gutachten auf die wichtigen und dringend notwendigen Maßnahmen, wie beispielsweise den Ausbau der S-Bahnlinie S2 München – Erding, eingegangen?“. Es wurde zudem bezweifelt, dass der Landkreis und seine Kommunen die Hauptarbeit leisten können. „Hier ist doch auch der Gesetzgeber gefordert“, meinte dazu der Grafinger Stadtrat Olaf Rautenberg und machte gleich einen entsprechenden Vorschlag, nämlich die Pendlerpauschale doch nur noch an Nutzer des öffentlichen Personenverkehrs auszuzahlen. Hans Trotz von der Forstinninger Agenda Verkehr und Sepp Mittermeier, beide Mitglieder des Mobilitätsforums relativierten die Kritik. Das Gutachten ist sicher nicht perfekt und es ist auch nicht der große Wurf. Wir sollten uns aber nicht entmutigen lassen weiterzuarbeiten.
Wie soll es nun weitergehen? Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse des Gutachtens in das Mobilitätskonzept einfließen und im Rahmen von Leitprojekten sollen Umsetzungsstrategien entwickelt werden. Ob dies aber von den sehr engagierten Ehrenamtlichen im Mobilitätsforum alleine geleistet werden kann, wurde stark bezweifelt. Kritik kam ebenfalls zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Die Ebersberger SPD-Stadträtin Doris Rauscher sagte, dass es notwenig wäre im Sinne einer Bewusstseinsbildung die Bürger besser zu informieren und Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten. Albert Hingerl ergänzte, es ist nicht nur notwendig die Bürger besser einzubinden, sondern vor allem auch die Kommunen, die in der Umsetzung stark gefordert sein werden. Es sind also noch einige Hausaufgaben im Landratsamt und im Mobilitätsforum zu machen.