"slam mit" - mit dieser Abwandlung des Dialogformates "red mit!" wurde in innovativer und sehr gelungener Weise das Wahlprogramm der Kreis-SPD vorgestellt. Der Ort dafür war die Kleinkunstbühne "zum Andal" in Poing. Idee und Regie: Lena Wagner Bericht: Christina P. Tarnikas
Kommunalwahlen: Sozialdemokraten gehen neue Wege
Landratskandidat Omid Atai gibt gleich zu Beginn die Marschrichtung vor: „Wir wollen ein rotes Landratsamt! Wir wollen nicht alles anders machen, aber vieles besser!“ Und dafür legt sich die SPD im Landkreis Ebersberg mächtig ins Zeug. SPD-Kreisvorsitzende Bettina Marquis unterstreicht angesichts der nationalistischen Angriffe auf Politiker und Menschen anderer Herkunft, dass man was tun muss für die Demokratie. Sie zeigt aber auch, dass die Demokratie überall im Landkreis zu finden ist. Unbeeindruckt von manchen Unkenrufen, die die Bayern-SPD bereits zu Grabe tragen wollen, zeigen sich die Kreistagskandidaten bei der Vorstellung ihres Wahlprogramms kämpferisch und innovativ. Das demonstrieren die Sozialdemokraten schon mit der Präsentationsform ihrer Ideen für einen l(i)ebenswerten Landkreis.
Geladen ist nämlich in den Showroom beim „Andal“ in Poing. Vor vollem Haus präsentieren die wichtigsten Protagonisten der Kreistagswahl auf der Bühne die Vorstellungen der SPD zu Mitbestimmung und Ehrenamt, Familie und Soziales, Digitalisierung, Verkehr und Mobilität, Umwelt und Nachhaltigkeit. Der Einstieg ins Thema ist stets poetisch, dann kommen die harten Fakten.
Den Anfang machen Zornedings zweite Bürgermeisterin und Kreisrätin Bianka Poschenrieder, 65 Jahre alt, und Arasu Atai, 24 Jahre alt, die Schwester des Landratskandidaten. Sie thematisieren im poetischen Teil die vermeintliche Kluft zwischen Alt und Jung, kommen aber letztlich zu der Erkenntnis: Gemeinsam können wir viel bewegen! Landtagsabgeordnete und Kreisrätin Doris Rauscher und Poings Bürgermeister Albert Hingerl präsentieren hierzu die entsprechenden Ziele der Kreis-SPD. Dabei legen sie großen Wert auf die Tatsache, dass ihr Wahlprogramm in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises entstanden ist. Viele Anregungen stammen aus der Veranstaltungsreihe „Red‘ mit!“, mit der die SPD seit fast einem Jahr im Landkreis unterwegs ist.
Wichtige Forderungen sind mehr Unterstützung für die Ehrenamtlichen, unter anderem durch Bürokratie-Abbau und Anpassung der Förderrichtlinien an die realen Bedürfnisse; die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum; Stärkung der Bildung vor Ort für jede Lebensphase; Sicherung der medizinischen Nahversorgung. Und sie geben dem künftigen Landrat einen klaren Auftrag. „Omid, Du musst in die höheren politischen Ebenen hineintragen, was hier an der Basis los ist,“ so Rauscher.
Der Angesprochene stellt gleich den nächsten Themenblock vor: Digitalisierung. Sie beeinflusse jeden Lebensbereich und solle vor allem dazu genutzt werden, das Leben der Menschen besser zu machen. Dafür will Atai zunächst die digitale Infrastruktur ausbauen, damit sich dann alle besser vernetzen und zusammenarbeiten können – Landratsamt, Kommunen, die Sozialpartner, Handwerk und Gewerbe, Initiativen, Bürgerinnen und Bürger.
Lena Wagner, Kreistagskandidatin und selbst Lehrerin, nimmt sich den Themenbereich Bildung vor. Ihr Credo: Lernen soll Freude machen - ein Leben lang. Der Landkreis habe die Aufgabe, dies durch entsprechende Ausstattung der Schulen, Volkshochschulen und anderer Bildungsangebote zu fördern. Denn „Demokratie braucht Leute, die selber denken können. Dazu müssen die Schulen sie befähigen.“
Auch für den Bereich Verkehr und Mobilität haben die Sozialdemokraten klare Vorstellungen. Sepp Mittermeier, Gemeinderat aus Vaterstetten, fordert einen Paradigmenwechsel: „Vorrang für den öffentlichen Nahverkehr, Fahrrad und Fußgänger!“ Außerdem müsse der Einsatz alternativer Antriebe für ÖPNV und Privatverkehr gefördert sowie MVV und Carsharing miteinander verbunden werden.
Unterstützt von Kreistagskandidatin und Biologin Sabine Brückmann, leitet Mittermeier gleich weiter zum nächsten wichtigen und eng verwandten Thema: Umwelt und Nachhaltigkeit. Unmissverständliche Ansagen auch hier: „Ohne die Windenergie ist Klimaneutralität nicht zu schaffen. Mit nur fünf modernen Windrädern können bereits zehn Prozent des Energiebedarfs im Landkreis gedeckt werden.“ Die Solarenergie müsse ebenso forciert werden, der Landkreis und die Gemeinden mit ihren Liegenschaften Vorreiter sein. Selbstredend müssten die Bürgerinnen und Bürger Möglichkeiten erhalten, sich an Wind- oder Solaranlagen zu beteiligen. Nicht zu vergessen sei auch das Wasser. Sabine Brückmann: „Wasser ist Menschenrecht und gehört in öffentliche Hand!“ Es werde dringend ein flächendeckender Grundwasserschutz gebraucht. Daneben forderte sie eine Verstärkung der Aufklärungsarbeit und die Unterstützung von Umweltinitiativen im Landkreis.
Ziel aller Anstrengungen müsse die Zukunftssicherung durch einen klimaneutralen, gerechten und solidarischen Landkreis sein, in dem alle gut leben können. In diesem Sinne: Auf in die Zukunft!