Vorsitzende des Sozialausschusses Rauscher fordert bessere Hilfen für Kinder in Notlagen - Mehr niedrigschwellige und aufsuchende Angebote für Familien notwendig
2020 gab es in Bayern 24 Suizide von Kindern- und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren. Hinzu kommen 191 versuchte Selbsttötungen in dieser Altersgruppe. Dies geht aus einer Anfrage der Vorsitzenden des Sozialausschusses, Doris Rauscher, hervor. Häufigster Grund für vollendete Suizide waren laut Polizeilicher Kriminalstatistik Krankheit (47 Prozent), bei weiteren 47 Prozent war kein eindeutiger Grund erkennbar, bei sechs Prozent Familienstreitigkeiten. Bei der Mehrheit der Selbstmordversuche war keine Ursache angegeben (42 Prozent), zu 33 Prozent wurde Krankheit genannt, die Familie mit 14 Prozent und Liebeskummer mit elf Prozent. Insgesamt bleibt die Zahl der Selbsttötungen und Versuche in den letzten drei Jahren gleich.
„Jeder Tod eines Kindes oder eines Jugendlichen ist furchtbar und einer zu viel. Aber auch jeder versuchte Suizid zeigt bereits die unfassbare Notlage auf. Sie ist so schlimm, dass mehr als jeden zweiten Tag ein Kind keinen anderen Ausweg sieht, als sich das Leben zu nehmen", sagt Rauscher. Die Vorsitzende des Sozialausschusses fordert, Kinder und Jugendliche bei Krankheit und in Krisensituationen besser zu unterstützen. "Es muss mehr Angebote für pädagogische und psychologische Begleitung geben und sie sollten leichter zugänglich sein", erklärt Rauscher.
Diese müssten auch die Familien insgesamt in den Blick nehmen, da Familienstreitigkeiten als häufiger Grund für versuchte oder vollendete Selbsttötungen genannt werden. Zuletzt hatten auch Erhebungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aufgezeigt, dass viele Familien unter erheblichen Belastungen mit teils gravierenden Folgen leiden. Erforderlich sei es daher, wie im neunten Familienbericht der Bundesregierung "Eltern sein in Deutschland" gefordert, aufsuchende und niedrigschwellige Angebote für Familien auszubauen. "Es ist sehr wichtig, dass auch Fachleute bei den Familien vorbeischauen und es leicht zugängliche Angebote auch an Familienzentren und Schulen gibt. Nur so kommen wir besser an diejenigen heran, die wir auch erreichen wollen und sollten."