Energiewende Ebersberg: Wie erreichen wir unser Ziel 2030?

24. November 2014

Der Landkreis Ebersberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen und anderen endlichen Energieträgern zu sein. Schaffen wir das gesteckte Ziel? war die große Frage am 22.11. in Ebersberg bei einer außerordentlichen Kreistagssitzung.

Zu dieser Kreistagssitzung waren auch Bürgermeister und Fraktionssprecher aller Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger, sowie Vertreter der Agenda- und Energie-Arbeitskreise, Aufsichtsräte, Vorstände und Beiräte der Energiegenossenschaften, herzlich eingeladen.

Dieses von der SPD-Kreistagsfraktion geforderte Energie-Hearing zeigte deutlich: die Kreisräte ziehen noch nicht an einem Strang, um die Energiewende im Landkreis Ebersberg bis zum Jahr 2030 zu sichern. Alle eingeladenen Redner waren sich dagegen völlig einig, dass wir im Landkreis auf dem richtigen und einem guten Weg sind, bis 2030 ohne fossile Energieträger auszukommen und es wurde mehrfach betont: "der Landkreis Ebersberg ist aufgrund seines Engagements eine bekannte Größe in Deutschland".

Schaffen wir die Energiewende?

Albert Hingerl, der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion erklärte zum Einstieg die Zielsetzung des SPD-Antrags: Die bisherige Landkreisentwicklung in der Energiewende sollte klar aufgezeigt, das weitere Vorgehen festgelegt und die noch möglichen umsetzbaren Potentiale herausgearbeitet werden. "Ist die Energiewende bis 2030 zu schaffen?", das war die entscheidende Frage der Kreisräte. Hingerl fand sehr kritische Worte für die durch Bundes- und Landespolitik geschaffenen Hindernisse auf dem Weg zu einer dezentralen Energieversorgung. "Nun heißt es kämpfen oder kapitulieren!" fasste er die Rahmenbedingungen zusammen.

Wie entscheidet sich der Kreistag?

Die Kreistagsverwaltung hatte den Kreisräten mit der Einladung einen Beschlussvorschlag (siehe unten) geschickt, über den am Ende abgestimmt werden sollte. Dazu kam es letztlich aber nicht, denn sowohl die Fraktion der Grünen als auch der CSU plädierten für ein Verschieben des Beschlusses bis zur nächsten Kreistagssitzung am 15.12. im Landratsamt. Buck Hingerl sagte dazu "das wäre ein historisches Signal gewesen" und so empfanden es auch andere. Darum sollten sich alle an der Energiewende Interessierte bereits heute den nächsten Kreistagstermin vormerken, Montag den 15. Dezember. Der SPD-Antrag wird öffentlich behandelt und es wird sicher interessant werden.

Wie bewerten die Experten unsere Zielvorgabe?

Zum Gelingen der Veranstaltung hatte sich auf jeden Fall Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr ordentlich ins Zeug gelegt. Sein Einsatz für den weiteren dezentralen Ausbau unserer Landkreis-Energieversorgung wurde für jeden Besucher deutlich und die vortragenden Energieexperten versorgten durch ihre verschiedenen Impulsreferate die mit diesem Thema nicht so vertrauten Zuhörer mit wichtigen Informationen:

  • Ludwig Karg von B.A.U.M. erklärte, dass in Brüssel schon nicht mehr über Technologien geredet wird, sondern über Marktdesign, "die Dezentralisierung ist das große Vorbild". Seiner Ansicht nach wird mit Überschussstrom das Wärmeproblem gelöst werden und intelligente Netze werden dabei der wichtigste Baustein sein.
  • Michael Pelzer, ehem. Bürgermeister der Gemeinde Weyarn, der für das Thema „Kommunale Umsetzung der Energiewende" antrat, wies auf das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen hin und die Bedeutung der Nachhaltigkeit. "Es ist unsere Aufgabe unseren Bürgern Energie bereitzustellen" und "wer den Mut hat zum Träumen, hat auch die Kraft zum Handeln" waren seine motivierenden Worte.
  • Christian Kutschker, Geschäftsführer von Abens-Donau Energie GmbH, einem regionalen Energieversorgungsunternehmen aus dem Raum Kehlheim, machte allen klar "die Energienetze sind der Schlüssel der Energiewende". Gerade bei dieser Aussage gab es aber Widerspruch, der wohl in der Unkenntnis einiger Kreisräte, die Vorteile einer Netzübernahme richtig zu beurteilen, begründet lag. In Zukunft werden gerade hier Klimaschutzmanager und die Vorstände der Energiegenossenschaften des Landkreises noch intensive Aufklärungsarbeit leisten müssen.
  • Sebastian Osenstetter von energie.concept.bayern, informierte am Vormittag über den Sachstand nach der Auswertung des Energienutzungsplans und stellte nachmittags das "Regionale Energie-Versorgungsunternehmen" als notwendigen Baustein der Energiewende vor. Er plädierte dafür, die so zahlreich vorhandenen Best-Practice-Beispiele im Landkreis besser zu kommunizieren, da die Kommunen in der Umsetzung der Energiewende sehr unterschiedliche Fortschritte machen, aber "kreative und aktive Akteure vor Ort" das gesteckte Ziel einer Energiewende bis 2030 möglich machen und Kapitulieren überhaupt keine Alternative ist.

Wie bewertet ecb unsere Erfolgsaussichten?

Osenstetter brachte einige relevante Daten mit: 76% des Landkreis-Energiebedarfs werden für Wärme verbraucht, 24% für Strom. Hier zeigt sich sehr auffallend, dass "der Wärmebedarf heruntergefahren werden muss". Gerade der Wärmebedarf pro Kopf unserer Landkreisbürger liegt mit 11.6 MWh pro Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 9,4 MWh/a. Erst 15% des Wärmebedarfs werden bis heute aus erneuerbarer Energie gedeckt und das gesamte realisierbare Potential liegt im Landkreis bei knapp 60%, also wird eine Versorgungslücke von immerhin gut 40% bleiben. Beim Stromverbrauch decken wir bereits 21,6% mit erneuerbarer Energie. Die Stromlücke wäre mit 80 Windkraftanlagen zu schließen. Beeindruckend sind Emmering, Bruck und Baiern, die schon heute mehr Strom erzeugen, als sie selbst verbrauchen. Die Ist-Analyse zeigt letztlich deutlich, dass die Gemeinden im Landkreis sehr unterschiedlich schnell vorankommen im Erreichen des Landkreisziels. Der weitere Masterplan für die Energiewende muss also wesentliche Einsparungen bringen, auf einen starken Ausbau von Photovoltaik, Windkraftanlagen und Solarthermie setzen und auch Geothermie einbeziehen.

Fazit des Klimaschutzmanagers!

Hans Gröbmayr appellierte an die Kreisräte und Bürgermeister, an den von 19 Landkreiskommunen getragenen Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen festzuhalten, denn die Konzentrationsflächenplanung, der Aufbau der Genossenschaften und der abgeschlossene Energienutzungsplan sind hervorragende Grundlagen für die weitere interkommunale Zusammenarbeit. Osenstetter stimmte dem zu.

Weitere Informationen zur Veranstaltung:

Auf der Internetplattform energiewende-ebersberg.de finden Sie die Powerpoint-Präsentation der Referenten vom 22.11.2014.

Beschlussvorschlag für die Kreistagsmitglieder:

Dem Kreistag wird folgender Beschluss vorgeschlagen:

  • Der Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2006: „Der Landkreis Ebersberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern zu sein. Dies soll in erster Linie durch Effizienzmaßnahmen und Einsparen von Energie erreicht werden. Der verbleibende Anteil an Energie soll dezentral und regenerativ in unserer Region erzeugt werden.“ wird uneingeschränkt aufrechterhalten und dahingehend konkretisiert, dass dieses Ziel für die Bereiche Strom und Wärme gegolten hat und gilt. Zusätzlich wird das Ziel um den Bereich Mobilität ergänzt (soweit es unsere Handlungsmöglichkeiten zulassen).
  • Das Positionspapier der Bürgermeister des Landkreises vom 25. Juni 2012 zum Thema „Lokale Wertschöpfung der Energiewende sichern!“ wird vom Kreistag des Landkreises Ebersberg unterstützt und inhaltlich voll mitgetragen.
  • Als wichtiger Meilenstein soll baldmöglichst ein regionales Energieversorgungsunternehmen gegründet werden. Dieses verfolgt das Ziel, in einem „virtuellen Kraftwerk“ die regenerative Energieerzeugung des Landkreises Ebersberg zu bündeln, diesen Strom in einer regionalen Strommarke zu vermarkten und in Zusammenarbeit mit den Landkreisgemeinden die Rekommunalisierung der Netze umzusetzen.
  • Der Kreistag stellt zudem fest, dass die Erschließung der Ressourcen des im Energienutzungsplan aufgezeigten Energiemix aus allen regenerativen Energien zur Erreichung des Ziels 2030 notwendig ist und angestrebt wird. Der einstimmige Beschluss des ULV-Ausschusses vom 30.9.2014 „den eingeschlagenen Weg der Aufstellung eines Teilflächennutzungsplanes Konzentrationsflächen Windkraftanlagen ... weiter zu unterstützen“ wird vom Kreistag bekräftigt.
  • Nach Fertigstellung des Energienutzungsplans wird der Klimaschutzmanager beauftragt, einen Meilensteinplan bis 2030 mit Zwischenzielen zu erstellen und dem Kreistag vorzulegen. Der Stand der Zielerreichung wird regelmäßig überprüft und jährlich berichtet.
  • Der Kreistag empfiehlt der Energieagentur Ebersberg gGmbH, die Kommunen des Landkreises bei der Umsetzung von Energieprojekten zu unterstützen.

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