Der Landkreis Ebersberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen und anderen endlichen Energieträgern zu sein. Schaffen wir das gesteckte Ziel? war die große Frage am 22.11. in Ebersberg bei einer außerordentlichen Kreistagssitzung.
Zu dieser Kreistagssitzung waren auch Bürgermeister und Fraktionssprecher aller Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger, sowie Vertreter der Agenda- und Energie-Arbeitskreise, Aufsichtsräte, Vorstände und Beiräte der Energiegenossenschaften, herzlich eingeladen.
Dieses von der SPD-Kreistagsfraktion geforderte Energie-Hearing zeigte deutlich: die Kreisräte ziehen noch nicht an einem Strang, um die Energiewende im Landkreis Ebersberg bis zum Jahr 2030 zu sichern. Alle eingeladenen Redner waren sich dagegen völlig einig, dass wir im Landkreis auf dem richtigen und einem guten Weg sind, bis 2030 ohne fossile Energieträger auszukommen und es wurde mehrfach betont: "der Landkreis Ebersberg ist aufgrund seines Engagements eine bekannte Größe in Deutschland".
Albert Hingerl, der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion erklärte zum Einstieg die Zielsetzung des SPD-Antrags: Die bisherige Landkreisentwicklung in der Energiewende sollte klar aufgezeigt, das weitere Vorgehen festgelegt und die noch möglichen umsetzbaren Potentiale herausgearbeitet werden. "Ist die Energiewende bis 2030 zu schaffen?", das war die entscheidende Frage der Kreisräte. Hingerl fand sehr kritische Worte für die durch Bundes- und Landespolitik geschaffenen Hindernisse auf dem Weg zu einer dezentralen Energieversorgung. "Nun heißt es kämpfen oder kapitulieren!" fasste er die Rahmenbedingungen zusammen.
Die Kreistagsverwaltung hatte den Kreisräten mit der Einladung einen Beschlussvorschlag (siehe unten) geschickt, über den am Ende abgestimmt werden sollte. Dazu kam es letztlich aber nicht, denn sowohl die Fraktion der Grünen als auch der CSU plädierten für ein Verschieben des Beschlusses bis zur nächsten Kreistagssitzung am 15.12. im Landratsamt. Buck Hingerl sagte dazu "das wäre ein historisches Signal gewesen" und so empfanden es auch andere. Darum sollten sich alle an der Energiewende Interessierte bereits heute den nächsten Kreistagstermin vormerken, Montag den 15. Dezember. Der SPD-Antrag wird öffentlich behandelt und es wird sicher interessant werden.
Zum Gelingen der Veranstaltung hatte sich auf jeden Fall Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr ordentlich ins Zeug gelegt. Sein Einsatz für den weiteren dezentralen Ausbau unserer Landkreis-Energieversorgung wurde für jeden Besucher deutlich und die vortragenden Energieexperten versorgten durch ihre verschiedenen Impulsreferate die mit diesem Thema nicht so vertrauten Zuhörer mit wichtigen Informationen:
Osenstetter brachte einige relevante Daten mit: 76% des Landkreis-Energiebedarfs werden für Wärme verbraucht, 24% für Strom. Hier zeigt sich sehr auffallend, dass "der Wärmebedarf heruntergefahren werden muss". Gerade der Wärmebedarf pro Kopf unserer Landkreisbürger liegt mit 11.6 MWh pro Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 9,4 MWh/a. Erst 15% des Wärmebedarfs werden bis heute aus erneuerbarer Energie gedeckt und das gesamte realisierbare Potential liegt im Landkreis bei knapp 60%, also wird eine Versorgungslücke von immerhin gut 40% bleiben. Beim Stromverbrauch decken wir bereits 21,6% mit erneuerbarer Energie. Die Stromlücke wäre mit 80 Windkraftanlagen zu schließen. Beeindruckend sind Emmering, Bruck und Baiern, die schon heute mehr Strom erzeugen, als sie selbst verbrauchen. Die Ist-Analyse zeigt letztlich deutlich, dass die Gemeinden im Landkreis sehr unterschiedlich schnell vorankommen im Erreichen des Landkreisziels. Der weitere Masterplan für die Energiewende muss also wesentliche Einsparungen bringen, auf einen starken Ausbau von Photovoltaik, Windkraftanlagen und Solarthermie setzen und auch Geothermie einbeziehen.
Hans Gröbmayr appellierte an die Kreisräte und Bürgermeister, an den von 19 Landkreiskommunen getragenen Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen festzuhalten, denn die Konzentrationsflächenplanung, der Aufbau der Genossenschaften und der abgeschlossene Energienutzungsplan sind hervorragende Grundlagen für die weitere interkommunale Zusammenarbeit. Osenstetter stimmte dem zu.
Auf der Internetplattform energiewende-ebersberg.de finden Sie die Powerpoint-Präsentation der Referenten vom 22.11.2014.