Kein Tag vergeht momentan, an dem nicht über die Flüchtlingsfrage und den Umgang mit Asylbewerbern in unserem Land diskutiert wird. Meist kommen Politiker und andere Entscheider zu Wort. Doch es sind in erster Linie die Helfer in den Städten und Gemeinden, die tagtäglich hautnah erleben, was die Flüchtlingssituation tatsächlich für den Lebensalltag vor Ort bedeutet. Diese Helfer hatten beim sechsten Sozialempfang der SPD-Landtagsfraktion für den Landkreis Ebersberg gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus anderen Bereichen Gelegenheit, sich auszutauschen und ihre Anliegen Politikern der Kommunal-, Landes- und Bundesebene gegenüber zu formulieren.
Der Einladung der Ebersberger Landtagsabgeordneten Doris Rauscher waren über 100 Ehrenamtliche von Helferkreisen, Arbeiterwohlfahrt, VdK Sozialverband, Tafeln, Technischem Hilfswerk, Wasserwacht, Kirchen und weiteren Vereinen in die Ebersberger Alm gefolgt. Ihnen allen dankte Rauscher für ihr Engagement: „Sie alle gehen in so vielen sozialen Feldern in Vorleistung, wo staatliche Maßnahmen nicht vorhanden sind, erst anlaufen oder vielleicht auch erst etabliert werden müssen. Und Sie springen ein, wenn Ausnahmesituationen es nötig machen. Oftmals gehen Sie dabei auch an persönliche Grenzen.“
Der Beitrag der Ehrenamtlichen sei eine wesentliche Säule für ein soziales Miteinander. „Was wäre der Landkreis Ebersberg ohne all die Menschen, die für eine soziale Gesellschaft Verantwortung übernehmen und sich um andere kümmern?“, fragte Rauscher und lieferte selbst die Antwort: „Ich bin mir sicher, unser Landkreis wäre ein deutlich anderer – für manche trostlos, für viele weniger lebendig und auch einsam, für den ein oder anderen existenzbedrohend, und ganz sicher gäbe es weit weniger gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Nach Grußworten des Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer und des SPD-Kreisverbandsvorsitzenden Thomas Vogt sprach Arif Tasdelen zum Thema „Wie kann Integration in Bayern gelingen?“. Der migrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion aus Nürnberg erzählte in einer launigen Rede von seinen eigenen Erfahrungen, die er als Kind von Gastarbeitern aus Ostanatolien in diesem Land machen durfte und musste. Er zeigte auf, dass Deutschland nicht das erste Mal vor der Herausforderung „Integration“ stehe, und dass es nun vor allem gelte, alte Fehler nicht zu wiederholen.
Tasdelen lobte vernünftige Sprachkurse als beste Integrationsgrundlage überhaupt und forderte eine politisch gewollte Partizipation der Flüchtlinge selbst. „Wenn wir früher über Integration gesprochen haben, dann haben wir oft über und selten mit Migranten geredet“, kritisierte er. Das müsse sich ändern. Weiter warnte er davor, durch populistische Parolen die Debatte „auf dem Rücken der Flüchtlinge“ zu führen und die demokratischen Werte zu gefährden. Tasdelen forderte zudem mehr hauptamtliche Unterstützung der Ehrenamtlichen: „Das Thema Integration ist zu wichtig als dass wir es dem Zufall überlassen könnten“, sagte er.
Die gleiche Meinung äußerte auch Rauscher, die als Stadt- und Kreisrätin sowie Landtagsabgeordnete in Personalunion den Abend gestaltete. Sie forderte: „Zur Einbindung der gesamten Bürgerschaft brauchen wir in den Kommunen örtliche Ansprechpartner, auch um auf Fragen und Ängste aus der Bevölkerung reagieren zu können. Und wir brauchen eine aktive hauptamtliche Koordination, auch zur Entlastung der Helferkreise. Und nicht zuletzt brauchen wir lokale Integrationskonzepte.“
Die Herausforderung sei groß, aber mit einer vernünftigen, sachlichen Herangehensweise zu bewerkstelligen, meinte Rauscher. „Wir sind in der Verpflichtung, die richtigen Maßnahmen für die Menschen zu ergreifen, die bei uns bleiben. Wir brauchen eine gelingende Integration in unsere Gesellschaft“, sagte sie. Denn: „Die Welt gehört uns nicht allein! Die EU braucht ein Vorbild – ich wäre stolz darauf, wenn das Deutschland weiter sein könnte!“